Mittwoch, 9. Mai 2012

Jemand anderes hatte

diesen Kurs übernommen, denn Sabine, so hieß sie, kannte ich noch nicht. Sie gefiel mir auf anhieb sehr gut. Sie war sehr gründlich, passte auf, dass es nicht zu Fehlhaltungen kam, und machte sehr sehr gute Übungen und Entspannungsübungen mit uns. Ich merkte mit der Zeit, dass sie noch viel mehr machte, als unseren Kurs. Eigentlich war sie bei einem Rehasportverein angestellt. Dort machte sie noch die verschiedensten Kurse, wie für Diabetiker, Herzkranke, Rollstuhlfahrer und vielem mehr.. Auf diese Art und Weise war ich bald rundum mit Sport und den kleinen Ehrenamtlichen Aufgaben beschäftigt, die so nebenbei anfielen. Botengänge in der Mehrzahl. Ich hatte plötzliche eine unglaubliche Kraft, die ich nie zuvor von mir kannte. Ich war so glücklich und unabhängig, wie nie zuvor. Es war unglaublich, denn so etwas hatte ich nie in meinem Leben erwartet... Diese Tatkraft kannte ich von mir überhaupt nicht. Ich konnte Radfahren, ich konnte vom Münsteraner Bahnkof bis zum Klinikum laufen und nachher noch einen Bummel in der Innenstadt machen. Es war einfach unglaublich!

Da anlässlich des 40. Jubiläums des Behindertensportverbandes NRW (BSNW) ein Film über uns gedreht wurde, staunten alle über mein Pensum. Ich staunte und dachte, was, ich und Powerfrau??? Das kann nicht sein, die meinen nicht mich, sondern jemanden Anderes und sah mich um. Aber hinter mir stand niemand ;)

(später mehr, denn jetzt muss ich erst einmal los zur Dialyse.)

Dienstag, 8. Mai 2012

Mit der vielen freien

Zeit, die ich trotz meines 8 Stundentages hatte, überlegte ich nun, was ich damit anfangen sollte. Ich war schon in dieser Zeit viel unterwegs, denn im Hause hängen konnte ich im Winter auch. Ich lief viel in der Stadt herum, kaufte hier, guckte da und fing Sammlungen an. Z.B. die kleinen Anhänger für die Weihnachtsgeschenke oder de Miniflaschen der Parfüms. Aber so wirklich befriedigend war das nicht. Auch wenn ich mich ab und an mit einer Kollegin traf war ich nicht zufrieden.

Bis ich eines Tages darauf kam, ich könnte doch ein anderes Musikinstrument lernen. Ich kaufte mir ein kleines Keeboard und es machte mir viel Freude darauf zu spielen. Das war echt was anderes als die olle Blockflöte, die wir in der Schule gelernt haben... Ich stand kurz davor, mich für einen Kurs anzumelden.

Aber dann geschah etwas völlig anderes. In der Firma wurde ein Rückenschulkurs angeboten. Die Bekanntmachung hörte sich schon mehr als gut für mich an. Der 1. Kurs fiel für mich noch aus, weil ich zu der Zeit im Urlaub war.  Den 2 Kurs plante ich noch, aber der fand schon nicht mehr statt...

So überlegte ich an einem Aktionstag mitzumachen. bzw. mich erst einmal über die sportlichen Angebote zu informieren. Für mich boten sich Rückenschulangebote, die von verschiedenen Anbieter angeboten wurden, an.

Da konnte ich wohl ganz gut mitmachen. Das war etwas für mich. Leider vertrug ich ihn nicht, so dass ich nach der Stunde immer mehr Kopfschmerzen bekam. Dabei sollten die Kurse doch so gesund sein. Irgendetwas lief schief. Nach diesem Kurs beschloss ich es noch einmal zu versuchen und meldete mich noch zum 2. Kurs an.

mehr dazu morgen>

Sonntag, 6. Mai 2012

Die nächsten 10 Jahre

waren von erneuten Krankheitszeichen ziemlich verschont geblieben. Dafür kamen sämtliche Zwischenmenschlichen Probleme, u.a. Ausbildung etc., die nur auftreten können zum Vorschein. Das 3 Jahr der Ausbildung wiederholte ich, damit ich notfalls mit besseren Noten abschließen konnte. Nach diesem letzten Jahr der Ausbildung aber konnte ich tatsächlich übernommen werden und war Industriekauffrau.

Dieses Leben wurde jetzt leichter und ich hatte alles geschafft. Wenn auch nicht gut, aber wenigstens einigermaßen.  Ich genoss es erst einmal, nicht mehr Lernen zu müssen. Es war die reinste Quälerei gewesen zum Schluss. Langsam konnte ich auch wieder an andere Dinge denken. Das Leben veränderte sich endlich zum Positiven... bis ich versuchte den Führerschein zu machen...

Leider war das aber zuviel. Ich schaffte ihn nicht. Zum Glück erhielt ich aber das Geld, was ich in den vielen Fahrstunden verbraucht hatte, wieder zurück. Das Arbeitsamt war wohl froh ;), kein Auto bezahlen zu müssen.

Samstag, 5. Mai 2012

Durch die vielen Fehlzeiten

musste ich leider das 10! Schuljahr wiederholen. In dieser Zeit hatte ich einfach zu viel verpasst. Wie schlimm war der Abschiedstag meiner alten Klasse für mich. Ich hatte alles verloren im letzten Jahr. Keiner hatte mal nach mir geschaut. Nichts kam mehr rüber...Und ich selber konnte nicht ans Telefon kommen. Es gab noch keine Handys und schnurlosen Telefone.

Die neue Klasse war in sich total zerstritten und jeder kämpfte gegen den Anderen. So etwas hatte ich noch nicht erlebt. Während meine frühere Klasse zusammenhielt wie Pech und Schwefel ging es hier genau ins Gegenteil...

Nach dem 10. Schuljahr in der Realschule ging ich auf die Höhere Handelsschule. Auch dort war Egoismus pur angesagt. Jeder kämpfte nur für sich selber...

Im 2. Jahr ging mein Shunt auch noch zu und entzündete sich, so dass der Schreibmaschinenunterricht, der mir ohnehin keinen Spaß machte für mich ausfiel. Zudem sackten meine Noten dermaßen ab, dass ich schon um meinen Ausbildungsplatz fürchten musste.

Freitag, 4. Mai 2012

Dieser Orthopäde

entschied so, dass auf jeden Fall die Drähte aus beiden Beinen entfernt werden sollten. Dabei würde ja auffallen, wenn das linke Bein so nicht bleiben könnte. Zur Sicherheit ließ er sich auch eine große Op unterschreiben, so dass er im Notfall sofort weitermachen könnte.

Der Vorteil für den nächsten Tag lag darin, dass ich sofort als 1 (und vermutlich an diesem Tag auch einzige) Patientin im Op war. Es stellte sich nämlich später heraus, dass ich geschlagene 8 Stunden im Op war. So lange hat alles zusammen gedauert. Der Chefarzt hatte sogar meinen Kindernephrologen Dr. Bonzel dazuholen lassen, damit der selber den Schaden sehen konnte. Zur Stabilisierung des Knochens waren Knochenspäne aus dem rechten Beckenkamm entnommen und das ganze Operationsgebiet mit Platten und 11 Schrauben fixiert worden.

Nachts wurde ich wach mit Schmerzen im rechten Beckenbereich. Am Bein hatte ich keine Schmerzen, im linken Bein hatte ich auch Schmerzen, aber nicht so schlimm und darüber wunderte ich mich...                          
Später durfte ich mit dem Gehgips und einem dicken Absatz unter dem rechten Schuh wieder laufen.lernen.

Entfernt wurden die ersten Schrauben und Platten im darauffolgenden Jahr und die letzen Schrauben und Platten noch ein Jahr später.                                                          

Donnerstag, 3. Mai 2012

In der Zwischenzeit sollte ich

eigentlich auch weiter lernen. Aber ein einziger Lehrer, bei denen ich in Schule auch Unterricht hatte, kam tatsächlich auch zu mir nach Hause. Das dumme für mich war leider, dass ich ihn gerade am wenigsten mochte. Dann sollte ich noch Englisch bekommen und Mathe auch. Innerhalb von etwa 3 Monaten hatte ich vielleicht 10 mal deutsch, 2 -3 mal Englisch ein ein oder 2 mal Mathe... Das war die ganze Ausbeute...

Im November konnte ich wieder mit dem Gehgips in die Schule kommen, musste aber bei Bio und Physik ins 2 Geschoss über Treppen kommen. Das ging natürlich nur mit Schwierigkeiten, denn Treppen mit Gehgips und Krücken zu kommen, war nicht so easy...

Im Januar änderte sich diese Situation erst, als wir wieder zur Kontrolle in die Orthopädie mussten. Bei dieser Untersuchung kam heraus, dass das linke Bein noch immer nicht zufriedenstellend geheilt war. Trotzdem sollte versucht werden, bei beiden Beinen den Draht zu entfernen.

Also hieß es im Februar 1981wieder auf die orthopädische Kinderstation zu kommen, obwohl ich kurz vor meinem 18! Geburtstag stand...Glücklicherweise hatten sie mehrere Teenies zusammen in ein Zimmer gelegt, so dass ich wenigstens nicht mit Kleinkindern zusammen lag :-)

Beim Röntgen war heraus gekommen, dass das linke Bein noch immer nicht geheilt war... Aus diesem Grund wurde sogar der Chefarzt der Klinik geholt...

Dienstag, 1. Mai 2012

Diesen Gips

habe ich etwa 3 Monate behalten. Dann wurde er entfernt, damit ich geröngt werden konnte. Das rechte Bein war in Ordnung, so dass es dort keine zusätzlichen Probleme gab. Das hieß aber nicht, das ich schon laufen durfte, sondern zunächst bekam ich einen sehr leichten Gips, der immerhin schon nicht mehr mit einer Latte zwischen den Beinen verbunden war. Jetzt konnte ich immerhin schon im Bett mich freier bewegen, konnte auch mal auf ein Sofa, einen Stuhl, weil das Ganze nicht mehr so sperrig war. Und leichter war ich natürlich auch! Außerdem konnte ich auch in einen Rollstuhl, den wir von der Krankenkasse geliehen bekamen. Schließlich konnte ich mich damit auch etwas im Haus bewegen, auch wenn der Rolli sehr breit war. Dadurch konnte ich endlich wieder in meinem Bett schlafen. Bisher hatten mein Bruder und ich in dieser Zeit die Zimmer getauscht, damit ich hinten nicht so alleine war.Endlich wurde das Leben langsam wieder normaler. Im späten Herbst war das linke Bein noch immer nicht zusammengewachsen, so dass ich jetzt noch einen Gehgips bekam, mit dem ich allerdings auch Treppen steigen sollte.. Auch die Schule ging wieder los. Ich muss sagen, meine Klassenkameraden haben mir in dieser langen Zeit doch gefehlt und ich bin aus allem heraus gefallen... Bis Februar lief alles normal weiter, bis mir die Drähte entfernt werden sollten. Doch schon am Vorabend der Op kam der Chefarzt und meinte, das linke Bein sei noch immer nicht wieder in Ordnung, was natürlich sofort wieder Panik verursachte... Ich wollte nicht schon wieder eine große OP über mich ergehen lassen... Aber es würde sofort gesehen, was lös wäre, wenn die Drähte gezogen wurden. Und so musste meine arme Mutter auch für diesen notfallmäßigen Schritt mit unterschreiben.

Das Bild habe ich von unserer deutschen Selbsthilfegruppe genommen.